In einem Klassenraum hängt ein Schulranzen an einem Tisch
Aktuelles | 27.02.2025

ABSCHLUSSBERICHT ZUM STAND DER PRÄVENTION SEXUALISIERTER GEWALT AN SCHULEN VERÖFFENTLICHT

Das bundesweite Monitoring von DJI und UBSKM zeigt: Die Zahl der Schulen mit Schutzkonzepten steigt. Doch viele Schulen ergreifen nur einzelne Präventionsmaßnahmen.

Berlin/München, 27.02.2025. Das Deutsche Jugendinstitut und die Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs haben den Abschlussbericht des bundesweiten Monitorings zum Stand der Prävention sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche an Schulen in Deutschland vorgelegt. Das Ergebnis: Die Zahl der Schulen mit Schutzkonzepten steigt. Gleichzeitig bleibt die Zahl an Schulen hoch, die nur einzelne Präventionsmaßnahmen ergreifen.

Das dritte bundesweite Schulmonitoring zeigt, dass immer mehr Schulen in Deutschland Schutzkonzepte etablieren, um das Risiko sexualisierter Gewalt für ihre Schüler:innen zu minimieren und ihnen im Bedarfsfall schnell helfen können. Von umfassenden Schutzkonzepten an ihren Schulen berichten 16,6 % der befragten Schulleitungen, während es in den Jahren 2016/2017 lediglich 13 % waren. Im Jahr 2023 geben zudem 90 Prozent der Schulleitungen an, fünf oder mehr von insgesamt neun Elementen eines Schutzkonzepts umgesetzt zu haben. Bestandteile eines Schutzkonzeptes sind beispielsweise spezifische Risikoanalysen und verpflichtende Fortbildungen, Präventionsmaßnahmen und klare Verhaltensrichtlinien sowie ein festgelegter Handlungsplan bei Verdacht. Der Anteil der Schulen, die keinerlei Präventionsmaßnahmen umsetzen, hat sich seit den Jahren 2016/17 von 20 Prozent auf 10 Prozent halbiert.

Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung Kerstin Claus sagt: "Es ist gut, dass trotz der Corona-Pandemie und den damit einhergegangenen Herausforderungen der Ausbau von Schutzkonzepten an Schulen dennoch weiter vorangekommen ist. Wir beobachten eine Qualitätsentwicklung, indem zunehmend mehr Schulen umfassende Schutzkonzepte vorlegen können. Trotzdem zeigen die Ergebnisse deutlich, dass wir noch weit von unserem Ziel entfernt sind, Gewaltprävention verlässlich an Schulen verankert und eine Kultur gelebter Schutzkonzepte flächendeckend implementiert zu haben."

Im Rahmen des Monitorings befragten Forschende des Deutschen Jugendinstituts (DJI) im Auftrag der Unabhängigen Beauftragten der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs (UBSKM) mehr als 2.000 Leitungen an allgemeinbildenden Schulen zum Stand der Entwicklung von Schutzkonzepten. Diese aktuelle, dritte Erhebungswelle fand im Jahr 2023 statt und baut auf den Ergebnissen der letzten Erhebung des DJIs in den Jahren 2016/2017 auf.

Schulen holen sich Unterstützung und vernetzen sich mehr

Das Monitoring zeigt, dass der Prävention von sexualisierter Gewalt an Schulen immer mehr Bedeutung beigemessen wird. So gibt es einerseits immer weniger Schulleitungen, die in dem Thema eine geringe oder keine Relevanz sehen und immer mehr, die auf Kooperationen bauen. Außerdem arbeiten inzwischen knapp zwei Drittel (59 Prozent) der befragten Schulleitungen mit Fachberatungsstellen für sexualisierte Gewalt zusammen, während das in den Jahren 2016/17 auf nicht einmal ein Drittel (28 Prozent) zutraf. Der Anteil der Schulen, die mit Erziehungsberatungsstellen kooperieren, stieg im gleichen Zeitraum von knapp der Hälfte (49 Prozent) auf mehr als zwei Drittel (71 Prozent).

Schulleitungen äußern weiterhin Unterstützungsbedarf

Eine zunehmende Bedeutung gewinnt der Schutz vor sexualisierter Gewalt im digitalen Raum: Zwei Drittel der Schulen greifen, den Befragungsergebnissen nach, das Thema in ihren Präventionsangeboten auf. Allerdings berücksichtigen weniger als ein Drittel der Schulen (27 Prozent) digitale Risiken in ihren Verhaltensregeln und nur gut die Hälfte (53 Prozent) berücksichtigt sie in ihren Handlungsplänen.

"Trotz erfreulicher Fortschritte bei der Verbreitung von Schutzkonzepten an Schulen besteht großer Entwicklungsbedarf, insbesondere beim Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Belästigung im Netz. Schulen müssen einerseits stärker daran mitwirken, junge Menschen über digitale Risiken aufzuklären und in ihren Verhaltensregeln auch digitale Kommunikation aufgreifen. Andererseits müssen sie aktiv an der Medienerziehung von jungen Menschen mitwirken", betont hierzu DJI-Direktorin Prof. Dr. Sabine Walper.

Auch der Schutz vor sexuellen Übergriffen durch Gleichaltrige oder Schulpersonal ist den Schulleitungen zufolge in den Verhaltensregeln oft nicht ausreichend festgelegt. Und schließlich bleibt die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen bei der Entwicklung von Schutzkonzepten eine große Herausforderung. Die Schulleitungen äußerten weiterhin Unterstützungsbedarf, insbesondere in Form von Informationsmaterialien, Fortbildungsangeboten und praxisnahen Leitfäden.

Missbrauchsbeauftragte Claus fordert, dass Schutzkonzepte in allen Bundesländern gesetzlich verpflichtend werden sollten: "Diese Verpflichtung muss flankiert werden mit flächendeckenden Unterstützungsstrukturen, damit Schulen bei der Entwicklung von Schutzkonzepten extern fachlich kompetent begleitet werden. Und: Die Länder müssen ihre Schulen und schulische Beschäftigte mit den notwendigen zeitlichen und finanziellen Ressourcen ausstatten, damit sie Kinder und Jugendliche bestmöglich schützen können."

Das Deutsche Jugendinstitut erreichen Sie über Prof. Dr. Heinz Kindler (Leiter Fachgruppe “Familienhilfe und Kinderschutz”, kindler@dji.de) sowie Uta Hofele (Abteilung Medien und Kommunikation, Tel.: 089/62306-446, hofele@dji.de).

Praktikumsplätze

Wir bieten regelmäßig Praktikumsplätze im Bereich Presse und Öffentlichkeitsarbeit/Social Media an.



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